Projekt Infirmarium |  | 
|  Foto: Achim Pohl | Bistum Essen
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Das Projekt Infirmarium steht aufverschiedenen Säulen:
Neben der gesundheitlichen Versorgung in der Sprechstunde, die ab Januar 2017 von der MalteserMigrantenMedizin in einer Praxis in der Münzstr. übernommen wird, liegt ein Arbeitsschwerpunkt in der Prävention und der Ausbildung von Menschen in verschiedenen Gesundheitsbereichen: Von der Schwangerschaftsberatung über Hygieneschulungen bis zur Ersten Hilfe.
Eine Reihe von Schulungen findet dabei in unterschiedlichen Moscheevereinen rund um Marxloh statt. Auch bilden wir jugendliche Stadtteilsanitäter aus.
Das Georgswerk ist staatlich und berufsgenossenschaftlich anerkannte Schule für Erste Hilfe, Erste-Hilfe-Ausbilder und Rettungshelfer und bringt dieses Fachwissen in das Projekt mit ein. 
Zur aktuellen Entwicklung die Pressemitteilung vom 10. November 2016 von Ulrich Lota | Bistum Essen
Malteser übernehmen vom Petershof in Duisburg-Marxloh die Notfallsprechstunde für Patienten ohne Krankenversicherung.
 Großes Medieninteresse bei der Pressekonferenz im Petershof. (Foto: Achim Pohl | Bistum Essen)
Die medizinische Versorgung für Menschen ohne Krankenversicherung, die das katholische Sozialpastorale Zentrum Petershof in Duisburg-Marxloh seit Ende 2014 auf ehrenamtlicher Basis betreibt, wird zu Beginn des nächsten Jahres von der Malteser Migranten Medizin (MMM) übernommen. Damit ist die nahtlose Betreuung dieser Menschen auch für die Zukunft sichergestellt. Die Malteser haben bereits in 16 deutschen Großstädten ein Netz von Notfallsprechstunden aufgebaut, in denen Menschen ohne gültigen Aufenthaltsstatus anonym Erstuntersuchung, Notfallversorgung und Geburtshilfe erhalten können.
Prämonstratenser-Pater Oliver Potschien, der den Petershof leitet, berichtet, man habe zunächst eine kleine monatliche Sprechstunde für medizinische Notfälle eingerichtet. Der Andrang sei jedoch innerhalb von zwei Jahren auf wöchentlich 80 bis 160 Patienten angewachsen, die mit Hilfe ehrenamtlich arbeitender Ärzte, Krankenschwestern, Hebammen, Dolmetscher und weiterer Helfer versorgt würden. Die Zahl nicht krankenversicherter Menschen in Duisburg schätzt Pater Oliver auf rund 16.000.
„Wir haben die Not der Menschen gesehen, um die sich niemand gekümmert hat, und haben im Rahmen unserer Möglichkeiten geholfen“, so Pater Oliver weiter. Man habe mit Nachdruck und großem Engagement - sogar auf Bundesebene - immer wieder auf die prekäre Situation dieser Menschen hingewiesen und Lösungen angemahnt. Umso dankbarer sei er jetzt, dass nunmehr die Malteser Migranten Medizin mit ins Boot geholt werden konnte, um den Menschen kontinuierlich und verlässlich zu helfen.
Nicht ohne Stolz blickt auch Dr. Anne Rauhut, die ärztliche Leiterin dieser beispiellosen Initiative, auf den bisherigen intensiven ehrenamtlichen Einsatz ihrer Kolleginnen und Kollegen sowie Helferinnen und Helfer zurück. „Aus unserem christlichen Selbstverständnis heraus war und ist es uns eine Verpflichtung zu helfen und zu heilen, wo Menschen in Not sind. Aber es gibt für uns auch noch einen wichtigen politischen Anspruch: nämlich das Grundrecht auf Gesundheit.“
Mit ihrer Arbeit hätten sie in den zurückliegenden zwei Jahren knapp 4.000 Patientinnen und Patienten in ihrer akuten Notlage helfen können. Zugleich sei es gelungen, auf die besondere Problematik von Menschen ohne Krankenversicherungsschutz auf
Stadt-, Landes- und Bundesebenen hinzuweisen. Auch wenn sich für Duisburg jetzt mit der Einrichtung der Clearingstelle durch die Stadtverwaltung und der Eröffnung der Malteser Migranten Medizin eine Verbesserung der Situation abzeichnet, so Rauhut weiter, seien noch viele weitere Schritte notwendig, um eine verlässliche Gesundheitsversorgung der Menschen sicherzustellen.
Im Sozialpastoralen Zentrum Petershof wird nach den Plänen von Pater Oliver Potschien weiterhin präventiv zu Gesundheitsthemen rund um Kinderversorgung, Ernährung und Hygiene gearbeitet. Patienten werden bei Bedarf zur neu eingerichteten Ambulanz der Malteser weitergeleitet. 
27. Januar 2017 von Thomas Rünker
<h1>Ärztliche Hilfe für Menschen ohne Krankenversicherung</h1>
Neues Angebot in der Duisburger Innenstadt löst „Infirmarium“ im Petershof ab. Ärzte der provisorischen Ambulanz in Marxloh helfen jetzt in einer Praxis in der City.
Pastor Andreas Lamm, Malteser-Jugendseelsorger, weihte die neuen Räume der Malteser-Migranten-Medizin in Duisburg ein. Foto: Nicole Cronauge | Bistum Essen
Gesundheitsministerin Steffens lobt das Engagement, mahnt aber auch eine politische Lösung an.
Tausende nicht krankenversicherte Menschen in Duisburg und Umgebung können sich bei gesundheitlichen Problemen jetzt an die Malteser-Migranten-Medizin in der Duisburger Innenstadt wenden. In der Praxis an der Münzstrasse 15-17 nähe Rathaus und Schwanentor behandeln ehrenamtlich tätige Ärzte und Krankenschwestern nun jeweils donnerstags von 10 bis 15 Uhr Menschen, die mangels Versicherungsschutz und Geld in regulären Praxen und Kliniken abgewiesen würden. Damit löst die professionell eingerichtete Anlaufstelle die provisorische Krankenstation im Petershof in Duisburg-Marxloh ab.
Vor gut zwei Jahren startete Angebot im Petershof
Dort hatte unter der Regie des Prämonstratenser-Paters Oliver Potschien vor gut zwei Jahren ein Team von Ehrenamtlichen im ehemaligen Pfarrhaus der St. Peter-Kirche damit begonnen, Menschen ohne Krankenversicherung zu versorgen. Der Zuspruch des Angebots vor allem durch Familien aus osteuropäischen EU-Ländern wie Rumänien oder Bulgarien ließ das Projekt schnell an Grenzen stoßen. Nun übernehmen die Maltester diese Aufgabe, die mit ihrer Migranten-Medizin bereits an bundesweit 16 weiteren Standorten Erfahrung mit dieser Arbeit haben.
So war denn bei der feierlichen Eröffnung und Einweihung der Praxisräume am Freitagmittag auch vielfach vom „Staffelstab“ die Rede, der nun vom Petershof an die Malteser weitergereicht werde. Wobei die handelnden Personen größtenteils dieselben bleiben: Alle sechs Ärzte sind vom Petershof mit in die City-Praxis gewechselt. Das bedeutet Kontinuität – und Vertrauen für die Klientel, die Organisationen und Ämtern oft eher skeptisch gegenüber steht.
Große und vielfältige Klientel
Dass diese Klientel indes deutlich größer und vielfältiger ist als der Name Migranten-Medizin zunächst andeutet, betonte NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) in ihrem Grußwort. Neben den EU-Ausländern, die zumindest theoretisch alle eine Krankenversicherung haben müssten, verwies sie auch auf Deutsche, die aus den verschiedensten Gründen keine Krankenversicherung hätten. Zudem behandeln die Praxen der Migranten-Medizin auch Menschen, die ohne korrekte Papiere in Deutschland unterwegs sind. Steffens dankte den Maltesern und den ehrenamtlich engagierten Ärzten und Helfern. Gemeinsam mit den Malteser und Duisburgs Gesundheitsdezernent Dr. Ralf Krumpholz betonte sie jedoch auch, dass es eine politische Lösung bräuchte, um das Ziel zu erreichen, für dass sich auch der Petershof immer stark gemacht hat: Allen Menschen in Deutschland einen regulären Zugang zum Gesundheitssystem zu ermöglichen. Steffens nannte die Gesundheitsversorgung „ein Menschenrecht“ und verwies auf die Bundesregierung, die gerade in Duisburg offensichtlichen Probleme zu lösen. 17.000 Menschen lebten im Großraum Duisburg ohne Krankenversicherungsschutz, schätzt die Ministerin und spricht von einer „sehr großen Dunkelziffer“.
Kostenfaktor Klinikaufenthalte
Die Einrichtung der Praxis hat das Land mit einer Anschubfinanzierung ermöglicht. Mittle- und langfristig ist das Projekt jedoch auf Spenden angewiesen. Ein Unsicherheitsfaktor sind hier die Kosten durch Krankenhausaufenthalte – denn rein rechtlich kann sich eine Klinik mit ihren Forderungen an die Arztpraxis wenden, die einen Patienten eingewiesen hat, wenn dieser keinen Versicherungsschutz hat. In Duisburg hofft man hier auf eine gute Zusammenarbeit mit den örtlichen Krankenhäusern, von denen zwei ebenfalls von den Maltesern betrieben werden. Von einem „Geben und Nehmen“ ist am Rande der Eröffnung die Rede: Die Praxis der Migranten-Medizin entlastet die Ambulanzen der Kliniken und weist nur wirklich notwendige Fälle ein – die ohne eine Behandlung später womöglich als Notfall ohnehin behandelt werden müssten und dann tendenziell noch höhere Kosten verursachen würden.
Clearingstelle fahndet nach Kostenträgern
Während der Sprechstunden stehen zwei Allgemeinmediziner und zwei Kinderärzte für die Patienten bereit. Im Sommer soll noch ein Zahnarzt das Team ergänzen. Zudem bietet eine vom Land finanzierte sogenannte Clearingstelle ihre Beratung an, um für EU-, aber auch für andere Ausländer doch eventuell doch einen Versicherungsstatus zu ermitteln. An den ersten beiden Öffnungstagen der Praxis kamen bereits 32 Patienten, davon rund die Hälfte Kinder. Das waren noch nicht so viele Patienten wie in einer Petershof-Schicht, sagt Dr. Anne Rauhut aus dem Ärzteteam. Dafür kannte das Team rund ein Drittel der Patienten noch nicht - das Angebot scheint sich also herum zu sprechen. Und für die Mediziner bleibt ein Eindruck, den sie schon aus dem Petershof kennen: „Die Leute hier sind deutlich kränker als in einer gewöhnlichen deutschen Arztpraxis.“ Zwei Patienten wurden mit schweren gesundheitlichen Problemen gleich in eine Klinik eingewiesen. 
WAZ Duisburg
http://www.derwesten.de/staedte/duisburg/brandbrief-der-marxloher-gesundheitshelfer-id10898814.html
Warnung vor medizinischer Katastrophe in Duisburg-Marxloh
20.07.2015 | 06:36 Uhr
Rodika Domirten, eine Krankenschwester aus Bulgarien, kümmert sich ehrenamtlich um Menschen die zur Sprechstunde kommen.
Sprechstunde für Menschen ohne Krankenversicherung: Klienten sind vor allem Zuwanderer. "Wir haben unsere Belastungsgrenze überschritten."
In einem Brandbrief an den Leiter des Duisburger Gesundheitsamtes warnt Pater Oliver, der im Stadtteil Marxloh eine kostenlose Gesundheitssprechstunde für Menschen ohne Krankenversicherung eingerichtet hat, vor „einer menschlichen und medizinischen Katastrophe“.
Jeden Donnerstag bietet das ehrenamtliche Team aus Ärzten, Krankenschwestern, Übersetzern und Helfern um den Pater an der Kirche St. Peter die Sprechstunde an . Klienten sind vor allem Zuwanderer aus Rumänien und Bulgarien ohne gültige Krankenversicherung und „Menschen ohne Papiere“ – es soll 10 000 von ihnen in Duisburg geben. Vergangene Woche hätten gar mehr als 80 Bedürftige medizinische Hilfe gesucht, so der Pater: Schon in den Vorwochen waren es rund 70 Menschen.
„Da sich immer mehr auch schwerer erkrankte Menschen hier vorstellen ... wird die Behandlung immer komplexer und schwieriger.“ So versuche das Team gerade, für ein offensichtlich herzkrankes kleines Kind weitere Hilfe zu bekommen.
"Wir können diesem Ansturm nicht mehr sinnvoll begegnen"
Nach diesem kräftezehrenden Tag, an dem drei Ärzte, fünf Pflegekräfte, drei Dolmetscher und neun ehrenamtliche Helfer über viele Stunden bis in den späten Abend hinein im Einsatz waren, verfasste Pater Oliver seinen Brandbrief an Gesundheitsamtsleiter Dr. Dieter Weber. Inzwischen kreist das Schreiben aber auch bei allen im Rat vertretenen Parteien.
„Wir haben unsere Belastungsgrenze nicht nur erreicht“, so Pater Oliver, „sie ist überschritten“. Medizinische Mindeststandards seien unter diesen Bedingungen kaum aufrecht zu halten: „Die Situation wird immer dramatischer, und wir können diesem Ansturm nicht mehr sinnvoll begegnen. Es muss eine kurzfristige Lösung gefunden werden, die aus meiner Sicht nur an einem Krankenhaus angedockt werden kann.“
Thomas Richter

Sprechstunde |  | 
|  Foto: Andreas Probst | Bistum Essen
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Es gibt viele Menschen im Duisburger Norden, die keine Krankenversicherung haben: Zuwanderer, Flüchtlinge, Menschen ohne Papiere. Die geschätzten Zahlen liegen hier bei rund 10.000 Menschen, darunter 4.000 ungeimpfte Kinder.
Da diese Menschen meist kein oder wenig Deutsch sprechen, haben sie oft schon enorme Schwierigkeiten, das tägliche Leben bei uns zu meistern. Im Krankheitsfall wird ihre Lage dramatisch - ohne Krankenversicherung keine Behandlung. Seit November bietet der Petershof einmal wöchentlich eine freie Sprechstunde für Nicht-Versicherte an. Alle, die dort mitarbeiten, tun dies ehrenamtlich. Dieses Angebot wird von Vielen genutzt, ist aber sehr niederschwellig.
Zu uns kommen überwiegend Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Anliegen rund um Schwangerschaft und Geburt sowie mit Zahnproblemen. Immer wieder werden auch kranke Kinder zu uns gebracht.
Mittlerweile kommen an jedem Donnerstag zwischen 50 und 70 Menschen in die Sprechstunde. Bis zu drei Ärzte behandeln gleichzeitig in den kleinen Räumen im alten Pfarrhaus. Jeweils unterstützt von gut 15 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, zu denen u.a. Pflegepersonal, Dolmetscher, Kinderbetreuer usw. zählen. 
Aktuelle EntwicklungAn Spitzentagen kommen nun deutlich über 80 Menschen in unsere Sprechstunde. Damit sind wir völlig überlastet. Das Infirmarium ist weder eine entsprechend ausgestattete Notfallambulanz noch eine Hausarztpraxis. Es entwickelt sich auf Kosten der Menschen ein Parallelsystem zur Regelversorgung, in dem die Menschen nicht adäquat versorgt werden.
Es droht hier eine menschliche und medizinische Katastrophe, sofern diese nicht schon da ist.
Wir brauchen hier dringend Hilfe und Unterstützung und haben diese schon unzählige Male eingefordert. Bisher weitestgehend ungehört. 
ImpfsprechstundeZusätzlich zum Sprechstundenbetrieb führt das Gesundheitsamt seit Juli in unseren Räumen eine Impfsprechstunde durch.
Die Impfungen finden derzeit während der regulären Sprechstunde statt.
Derzeit wird eine MMR-Impfung angeboten. 
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|  Foto: Achim Pohl | Bistum Essen
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Wir suchen (Fach-) Ärzte, die bereit sind, vielleicht einmal im Monat einen Patienten in ihrer Praxis kostenlos zu behandeln und dafür weitergehende diagnostische oder therapeutische Möglichkeiten zur Verfügung stellen. Für den Sprechstundenbetrieb suchen wir ärztliches und pflegerisches Personal. Die Einsatzfrequenz hier wäre - je nach Möglichkeit - einmal pro Quartal.
Benötigt werden auch Medikamente und Verbandmittel.
Ansprechpartner: Sr. Ursula Preußer MNSc Dr. med. Anne Rauhut Pater Oliver Potschien

Infirmarium
Als Infirmarium wird seit dem Mittelalter der Ort eines Klosters bezeichnet, in dem Kranke versorgt und „Armen“ im weitesten Sinne geholfen wird. Unter dem Grundsatz „Hospes venit—Christus venit“ (übers.: Im Fremden begegnet dir Christus) wurde dort Menschen unabhängig von Herkunft und Stand geholfen, wenn staatliche oder gesellschaftliche Fürsorge ausgefallen ist. 
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